Rettung der größten Spielstätte Göttingens doch noch möglich?
Gemeinsame Pressemitteilung der PIRATENundPARTEI-Ratsgruppe, der LINKEN/ALG-Gruppe und dem Kreuzberg on KulTour e.V.R
Im Ausschuss für Kultur
und Wissenschaft vom 24.1. wurde mehrheitlich gegen den Antrag der
PIRATENundPARTEI-Ratsgruppe, der von der LINKEN/ALG-Gruppe unterstützt wurde,
gestimmt. Es wurde beantragt Fördermittel für ein sehr detailliertes Konzept
bereitzustellen, um die Tangente für Göttingen zu erhalten. Die Kultlokalität
soll nicht nur einfach gerettet, sondern zu einem Kulturzentrum mit der Öffnung
für viele Kunstrichtungen und Veranstalter für junges und älteres Publikum
erweitert werden.
Zum Zeitpunkt dieser Abstimmung fehlte den verantwortlichen Politikern
allerdings die entscheidende Information, dass es sich um die letzte Chance zum
Erhalt dieser wichtigen Lokalität handelt. Erst im Nachgang zum Kulturausschuss
wurde bekannt, dass die Tangente bereits zum 28.02.2019 endgültig geräumt wird, sofern kein kommunaler Rettungsschirm zustande
kommt. Dieser extreme Zeitdruck führt dazu, dass die Stadt Göttingen als
alleiniger Retter der Tangente auftreten muss, da es in der Kürze der Zeit
nicht mehr möglich ist, andere Fördermittelgeber
zu finden. Dies ist allerdings für die kommenden Jahre geplant.
In einem weiteren Versuch
wollen die beiden Ratsgruppen in der kommenden Sitzung des Finanzausschusses am
05.02.19 einen Antrag stellen, um die benötigten 75.000 Euro im ersten Jahr und
60.000 Euro im zweiten Jahr als Anschubfinanzierung in den Haushalt
einzustellen. Mit vergleichsweise geringen Kosten zu anderen
Kultureinrichtungen könnte dadurch der Fortbestand der größten Spielstätte der
Innenstadt gesichert werden. Dazu lag im Vorfeld ein Nutzungskonzept inklusive detailliertem
zweijährigen Businessplan mit nachhaltiger Zukunftsplanung vor. Entgegen
üblicher Gepflogenheiten soll der Fördermittelbedarf in den folgenden Jahren
sinken – vom ersten auf das zweite Jahr bereits um mehr als 20 Prozent. Der
anfangs höhere Bedarf entsteht im Wesentlichen durch das Erfordernis, schnell
zu handeln, damit keine Nutzungsunterbrechung mit verheerenden Folgen eintritt.
Würden die Genehmigungsbehörden eine solche Nutzungsunterbrechung feststellen,
würde ein neues Genehmigungsverfahren erforderlich, welches mit um ein
Vielfaches höheren Kosten behaftet wäre und so das sichere und endgültige Aus
für diese Kultlokalität bedeuten würde.
„Wir hoffen, dass die
verantwortlichen Ratspolitiker von CDU, SPD, Grünen und FDP noch in letzter Minute
die Bedeutung der Tangente für das kulturelle Leben in Göttingen erkennen und
im Finanzausschuss für den Erhalt dieser Kultlokalität stimmen“, so
Klaus Wißmann, 1. Vorsitzender des Kreuzberg on KulTour e.V. „Die Motivation vor allem für junge
Göttinger überhaupt noch “loszuziehen” nimmt mit dem Wegfall jeder Lokalität
weiter ab. Einst war der Reichtum an Spielstätten mit unterschiedlichen
Programmen ein Markenzeichen, Aushängeschild und ein sehr positiver
Standortfaktor für unsere Stadt. Das ist nun vorbei. Im Gegenteil bleibt
Göttingen heute schmerzlich unter dem Angebot unserer Nachbarstädte
zurück.“
„Nach Wegfall der Tangente kann Göttingens Innenstadt das Veranstaltungssegment von 200 bis 400 Besuchern nicht mehr bedienen. Künstler, die gerne im zentral und gut angebundenen Göttingen gastieren würden, werden nun in die Nachbarstädte gebucht und fahren an Göttingen vorbei. Dies kann nicht Ziel einer verantwortungsbewussten Kultur- und Wirtschaftspolitik sein!“, ergänzt Dana Rotter (Piraten), kulturpolitische Sprecherin der PIRATENundPARTEI-Ratsgruppe.
Gründe für die Ablehnung
waren bisher, neben dem nicht erfüllbaren Wunsch nach mehr Bedenkzeit, die
leicht zu entkräftenden Argumente, „warum
dann etwas funktionieren solle, was schon vorher nicht funktioniert habe“
und die Ausführung, „es würde ja bereits
jetzt durch bestehende Einrichtungen der Bedarf gedeckt“.
Die Tangente legte bisher
ihren Schwerpunkt auf den Diskothekenbetrieb. Mit diesem Konzept war sie bis
zuletzt lebensfähig und der Insolvenzantrag wurde – wie so oft – von den
Finanzbehörden gegen den Inhaber u.a. dieser Lokalität gestellt und hatte
seinen Grund nicht etwa in einer aussichtslosen Situation des
Wirtschaftsbetriebes Tangente.
„Wie die erfolgreichen Konzertveranstaltungen des Kreuzberg
on KulTour e.V. zeigten, wurde diese Lokalität gerade von jungen Menschen bei
Konzerten gut angenommen. Das vorliegende Mischnutzungskonzept geht weit über
das bisherige Geschäftsmodell hinaus und hat daher eine nachhaltig gute
Prognose!“, so
Helena Arndt (Die PARTEI), Mitglied des Finanzausschusses.
Es ist – um die Finanzen sparsam zu
planen – gegenwärtig keine völlige Änderung des Inventars erforderlich. Daher
sind auch nur unmittelbar erforderliche Maßnahmen für die Neugenehmigung
geplant und kalkuliert.
In der Tangente wurden
bisher bereits bevorzugt regionale Bands veranstaltet, welche in den anderen
Spielstätten keine Bühne fanden, da diese Bands nicht kommerziell
gewinnbringend veranstaltet werden können und zudem eine große Bühne und
ausreichende Lärmdämmung erforderlich ist. Es ist daraus bisher keine
Konkurrenzsituation entstanden und daher auch nicht für die Zukunft zu
erwarten.
„Schlimm wäre es allerdings, wenn
die überdurchschnittlich vielen Bands unserer Stadt, die schon kaum einen Proberaum
ergattern können, dann bei Wegfall der Tangente zukünftig auch noch keine
Auftrittsmöglichkeit mehr in unserer Stadt finden könnten! Auch kann das
Segment 200-400 Besucher in unserer Innenstadt nicht anderweitig versorgt
werden. Es kann also auch keine Konkurrenzsituation zu anderen entstehen, wenn
Göttingen nun dieses Segment durch Rettung der Tangente erhalten bliebe!“,
so Torsten Wucherpfennig (ALG), kulturpolitischer Sprecher der
LINKEN/ALG-Gruppe.
Aus Sicht der
PIRATENundPARTEI-Ratsgruppe, der LINKEN/ALG-Gruppe und dem Kreuzberg on KulTour
e.V. ist die Tangente ein wichtiger Bestandteil des Göttinger Nachtlebens und
muss, um die kulturelle Vielfalt zu wahren, unbedingt gerettet werden.
Die Göttinger haben durch eine Online-Petition die Möglichkeit dieses Vorhaben
zu unterstützen und dem Rat der Stadt Göttingen zu signalisieren: „Wir
wollen unsere Tangente retten!“
Link zur Petition:
https://www.openpetition.de/petition/online/rettung-der-tangente-als-kulturzentrum