PARTEI-Ratsgruppe fordert Zusatztafel für Robert Oppenheimer
Die PARTEI-Ratsgruppe möchte eine weiterführende geschichtliche Einordnung des Wirkens Robert Oppenheimers neben der schlichten Ehrentafel, die für den Physiker 2018 angebracht worden war. In ihrem Antrag für den Kulturausschuss am 22.06. schlägt die Ratsgruppe einen Textentwurf der Anti-Atomkraft-Bewegung vor, der auf die zwiespältige Rolle Oppenheimers eingeht. Aus Reihen der Anti-Atomkraft-Bewegung gab es schon vor Anbringung der Ehrentafel Kritik daran, die bis heute anhält.
„Wir haben die Kritik aufgegriffen, weil wir sie teilen.“ so Helena Arndt (die PARTEI) hierzu und weiter: “ Oppenheimer war als „Vater der Atombombe“ und Leiter des sogenannten „Manhattanprojekts“ in hohem Maße verantwortlich für Leid und den Verlust von Menschenleben. Bei all seinen Verdiensten in der Wissenschaft, darf dies nicht vergessen werden. Dies macht ihn zu einer Person, deren Wirken nicht unkommentiert geehrt werden sollte, sondern einer Einordnung bedarf. „
Kaum ein anderer Forscher hat eine dermaßen widersprüchliche Biographie wie der Atomphysiker, der auch in Göttingen studierte. Als Wissenschaftler, der sich der Erkenntnissuche verschrieben hat, muss davon auszugehen sein, dass er wusste was er tat, als er für die militärische Nutzbarmachung der Kernspaltung arbeitete. Dies überschattete auch seinen späteren Einsatz gegen ein nukleares Wettrüsten der damaligen Sowjetunion und der USA. An seinem Beispiel wird unmissverständlich klar, welche gesamtgesellschaftliche Verantwortung die Wissenschaft zu tragen hat und wie wichtig ihre Unabhängigkeit ist.
Kulturausschussmitglied Dana Rotter ergänzt:
„Unweit des Hiroshima-Platzes, dessen Name für ein unvergleichliches Verbrechen an ca. 140.000 Menschen steht, wurde 2018 die Ehrentafel für Oppenheimer angebracht, die keinerlei Hinweise auf seine Rolle bei den Atombomben-Abwürfen enthielt. Insgesamt forderten die Abwürfe über Hiroshima und Nagasaki über 200.000 Todesopfer und brachten den Überlebenden lebenslanges Leiden. Es ist richtig seinen Namen in der Stadtgeschichte nicht einfach zu verschweigen. Die Stadt Göttingen als Unterzeichnerin des ICAN-Appells muss allerdings, auch unter dem Gesichtspunkt der anhaltenden Bedrohung durch Atomwaffen, klar Stellung beziehen und sollte aus der Ehrung ein angemessenes Gedenken schaffen für heutige und nachfolgende Generationen.“