PIRATENundPARTEI-Ratsgruppe kritisiert Kostenexplosion bei Stadthallensanierung
Wie Oberbürgermeister Köhler am Freitag bekannt gab, werden die Kosten für die Stadthallen-sanierung um 10 Millionen Euro, auf 29,5 Millionen Euro steigen. Die PIRATENundPARTEI-Ratsgruppe sieht damit ihre Befürchtungen wahr geworden, dass die Sanierung des „Kachelofens“ deutlich teurer werden würde als noch vor zwei Jahren angesetzt. Als Begründung nennt die Stadt gestiegene Baukosten sowie weitere bisher nicht kalkulierbare Kosten.
„Wozu hat die Stadt für 500.000 Euro ein Gutachten in Auftrag gegeben, das bis ins kleinste Detail die genauen Kosten errechnen sollte, wenn es nun doch wieder deutlich teurer wird?“, fragt sich Dana Rotter (PIRATEN). „Wie kann man ausgerechnet die Kosten für die Bühnentechnik in einer Veranstaltungslokalität falsch berechnen oder vergessen eine mögliche Baukostensteigerung mit einzuplanen? Das sind Anfängerfehler und dürfen bei so einem großen Projekt einfach nicht vorkommen.“
„Göttingen liegt damit aber immerhin im Bundestrend und eifert der Hamburger Elbphilharmonie oder Stuttgart21 nach. Wir dürfen gespannt sein wer günstiger und schneller fertig wird: Der Flughafen in Berlin oder die Stadthalle in Göttingen“, ergänzt Helena Arndt (Die PARTEI).
Laut
Stadtverwaltung sollen 8 Mio. Euro der Mehrkosten über ein sog.
Contracting aufgefangen werden. Dadurch würden energetische
Komponenten wie Wärmeerzeugung, Kühlung und Lüftung an die
Stadtwerke Göttingen ausgelagert werden. Für die Ratsgruppe ist das
aber nur Augenwischerei, denn schließlich handelt es sich bei den
Stadtwerken um eine städtische Tochtergesellschaft. Die Mehrkosten
verschwinden damit vielleicht aus dem städtischen Haushalt, aber
nicht aus der Gesamtkostensteigerung.
Die Ratsgruppe bezweifelt
außerdem, dass es bei der nun veröffentlichten Kostensteigerung
bleiben wird und geht davon aus, dass im Laufe der rund zweijährigen
Sanierung noch weitere Kosten dazu kommen werden, die auch bei der
aktuellen Nachberechnung nicht berücksichtigt wurden.
„Wir warten noch auf den Tag, an dem bei weiteren Kontrollen der Bausubstanz festgestellt wird, dass man mit dem Gerippe der Stadthalle doch nicht arbeiten kann und alles abgerissen werden muss. Wir nehmen gerne Wetten an“, so Arndt.
Rotter und Arndt hatten bei der Ratsentscheidung am 12.05.2017 gegen die Sanierung der Stadthalle gestimmt. Allerdings nicht, weil sie gegen den Erhalt der Stadthalle oder gegen den Standort waren, sondern weil sie unkalkulierbare Mehrkosten befürchteten und von der Stadtverwaltung einen alternativen Plan für einen Neubau gefordert hatten, der dem Rat aber verweigert wurde.
„Ein Jahrzehnt nach Bekanntwerden erster größerer Mängel durch verschiedene Gutachten hatte es die Stadtverwaltung plötzlich eilig und drängte damit die Ratsmitglieder zu einer schnellen Entscheidung. Die Auswahl: Schließung der Stadthalle oder eine Sanierung. Ein Konzept für einen Neubau verweigerte die Stadtverwaltung mit der Begründung dieser würde mehr als das Doppelte einer Sanierung kosten. Wenn es so weiter geht, hätten wir auch gleich neu bauen können. Dann hätten wir wenigstens wirklich eine neue Stadthalle und keinen aufgehübschten Bau aus den 60ern“, so Rotter.