„Lebensschützer“ Franz Alt als Redner bei den Göttinger Klimatagen – Wir fragen bei der Verwaltung nach

Die diesjährigen Klimatage in Göttingen wurden von Franz Alt eröffnet, der wegen seines Engagements als christlich-fundamentalistischer Abtreibungsgegner und seiner Nähe zu rechtem Gedankengut höchst umstritten ist.

Wir haben heute bei der Verwaltung nachgefragt, wie es zu dieser Wahl kam. Hier der Text unserer Anfrage:

Anfrage zur Einladung der Person Franz Alt zu den Göttinger Klimatagen

Die Stadt Göttingen hat sich durch die Unterzeichnung der Charta der Vielfalt und verschiedenen Ratsresolutionen einer Gesellschaft verpflichtet in der menschenfeindliche Positionen keinen Platz haben sollen. So überraschte die Eröffnung der Göttinger Klimatage durch den Journalisten, Autor und ‚“Lebensschützer“ Franz Alt.

Wir bitten deshalb um Beantwortung folgender Fragen:

1. Auf welchem Wege wurde entschieden, Franz Alt als Redner für die Göttinger Klimaschutztage 2019 einzuladen und wer trägt hierfür die Verantwortung?

2. Erhielt Herr Alt ein Honorar aus dem Etat der Stadt oder war sein Auftritt ehrenamtlich?

3. Das umfangreiche Werk Franz Alts mit deutlich christlich-fundamentalistischer Ausprägung fällt immer wieder durch antisemitisches, xenophobes und frauenfeindliches Gedankengut auf. Sein politisches Wirken in zumeist rechtskonservativen Kreisen beinhaltet zudem ebenfalls in hohem Maße misogyne, rassistische sowie homo- und transfeindliche Positionen. [1], [2], [3]

Warum hat sich die Stadt Göttingen dennoch dazu entschieden ihn als Redner für die Auftaktveranstaltung einzuladen?

4. Wie wird ausgeschlossen, dass die Stadt Redner/Gäste einlädt, die rassistische und  frauenfeindliche Positionen gegen eine vielfältige Gesellschaft vertreten?

5. Gibt es diesbezüglich Ausschlusskriterien für Personen. Welche sind diese?

6. Wenn nein, warum nicht?

Begründung:

Der bekannte Autor und Journalist Franz Alt ist seit vielen Jahren in der Klimaschutzszene engagiert. Ein kleiner Exkurs in sein Leben und Wirken zeigt aber, dass er mit seinen christlich-fundamentalistischen Überzeugungen vor allem auch als Lebensschützer aktiv ist sowie rassistische, antisemitische, frauen- und homosexuellenfeindliche Positionen vertritt.

Abgesehen von o. g. Problematik ist die Wahl der Person für uns auch deswegen fragwürdig, da wir uns einen säkularen Ansatz zum Thema Klima wünschen. Das Thema Klimaschutz und -wandel ist aus unserer Sicht viel zu wichtig um dem mit religiösen Überzeugungen und pseudowissenschaftlichen Ansichten zu begegnen. 

Franz Alt war ursprünglich in der CDU und vor allem als Moderator des Mainzer „Report“-Fernsehmagazins im WDR bekannt, welcher ihn wegen zutiefst christlichen Perspektiven versuchte, zu entlassen. Die Vermischung der christlichen Religion mit der Politik durchzieht seit mehreren Jahrzehnten auch seine Bücher.

Er ist aber vor allem auch Mitbegründer der „Aktion Lebensrecht für Alle“ (ALfA), heute der älteste „Lebensschützer-Verein“ Deutschlands. 2011 warb er für die Partei „Arbeit, Umwelt, Familie“ (AUF), die (laut Wikipedia) „christlich-fundamentalistisch“ geprägt war Sie habe für eine „rigide Anti-Abtreibungspolitik“ gestanden und „homo- und transfeindliche Positionen gegen Gleichstellungspolitik und Sexualaufklärung“ vertreten. Bis heute sitzt Alt im Kuratorium der konservativen Stiftung „Ökologie und Demokratie“, die unter anderem für den jährlichen „Marsch für das Leben“ in Berlin mobilisiert, der zentralen Veranstaltung der Abtreibungsgegner in Deutschland.

Darüber hinaus gilt Alts drittes Buch „Jesus – der erste neue Mann“ (1989) laut Micha Brumlik als „Der erste antisemitische Besteller seit 1945“. Alt schrieb außerdem für die „Junge Freiheit“, gab dieser Zeitung auch Interviews, ebenso wie für die Deutsche Nationalzeitung (damals Hauspostille der DVU).

Sein aktuelles Buch „Lust auf Zukunft“ war auch titelgebend für seine Rede bei den Klimaschutztagen. Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis zeigt wieder einmal die fanatische Religiosität, die auf die Politik übertragen wird. Kapitel in seinem neuen Buch lauten beispielsweise „Wie Papst und Dalai Lama für die Energiewende powern.“, „Urvertrauen in die Schöpfung“, „Unsere Seele verlangt nach Wandlung“, „Supermacht Seele – die Wende beginnt in Uns.“ und als letztes Kapitel: „Für eine Jesus-Renaissance“.

Quellen:

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Alt_(Journalist)

[2] https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13499263.html

[3] https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13499263.html